· 

Auf dem Weg ins Hinterland von Kuala Lumpur

 

Nach drei Nächten in Kuala Lumpur haben wir unsere Reise mit einem Mietauto fortgeführt. Wir haben uns dazu entschlossen, da die Reise per Bus (bekanntlich) mehr Zeit in Anspruch nimmt und wir unsere verbleibende Zeit bestmöglich ausnutzen wollten. Dieser Entscheid hängt aber nicht nur von der Zeit sondern auch vom Budget ab, wie ich bereits unter dem Blog „Kuala Lumpur – die glitzernde Hauptstadt“ ausgeführt habe. Wir haben ein Auto bei Europcar im Stadtzentrum von Kuala Lumpur gemietet. Wir waren also von diesem Tag an sehr flexibel unterwegs und konnten auf diesem Wege viele Sehenswürdigkeiten spontan besuchen.

Nur eine halbe Stunde nördlich von Kuala Lumpur entfernt befinden sich die berühmten Batu Caves. Parkplätze sind genügend vorhanden und die Parkplatzgebühr beläuft sich auf 2 Ringgit (50 Rappen). Bei der Ankunft wird einem schnell klar, dass diese Attraktion entsprechend Touristen anzieht und die Einheimischen mit Souvenirshops sowie Restaurants (verständlicherweise:-)) etwas daran verdienen möchten. Wir haben es aber geschafft die vielen Touristen, die Fütterung der unzähligen Tauben auf dem Vorplatz und Verkaufsläden zu ignorieren und den schönen Anblick der goldenen Statue zu geniessen. Die goldene Statue mit der bunten langen Treppe im Hintergrund ist sehr beeindruckend und bietet sich bereits perfekt als Fotohintergrund an (wie so oft ganz zum Leidwesen meines Fotomodels Pascal :-)). Doch wer die Caves besichtigen will, der muss zuerst die rund 300 Treppenstufen erklimmen. Das hört sich vielleicht nicht nach viel an, aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und Hitze fühlt sich dies vor Ort aber anders an. Die ganz Schlauen, welche ihr Fitnesslevel nicht vor allen preisgeben wollen, schiessen ab und zu mitten auf der Treppe „Erinnerungsfotos“ (von sich oder den vorbeilaufenden Affen). Uns haben die Grösse der Höhle und die darin verteilten farbenfrohen Hindu-Schreine imponiert. Obwohl wir nicht länger als eine Stunde vor Ort waren, hat sich der Besuch der Caves gelohnt und wir empfehlen diese gerne weiter. Wer sich stärker für den geschichtlichen Hintergrund der Hindu-Höhle interessiert, schliesst sich am besten einer geführten Tour an (z.B. eine Halbtages-Tour von Kuala Lumpur aus). 

 

 

Gleich nach dem feinen vegetarisch-indischen Mittagessen (v.a. zur Freude meinerseits:-)) ging unsere Fahrt weiter nach Ringlet in den Cameron Highlands. Nach rund 1.5 Stunden Autobahnfahrt haben wir einen Zwischenhalt im Dorf Tapah eingelegt, wo uns die Einheimischen in einem kleinen Restaurant herzlich empfangen haben („welcome to Malaysia“). Schliesslich folgte noch eine 45 Minuten Bergfahrt bis zu unserem Zielort Ringlet. Spätestens nach dieser Bergfahrt (effektiv aufgrund der engen Kurven auch für uns Schweizer:-)) waren wir beide uns einig, dass der Entscheid für ein eigenes Mietauto für uns die Richtige war. Andere Touristen haben uns von den langen, schwindelerregenden Busfahrten nach Ringlet erzählt und das Leute zum Teil Gebrauch von ihren „Kotz“-Tüten machen mussten.

 

Nach einer kurzen Recherche im Internet haben wir eine tolle Unterkunft in der Nähe von Ringlet (rund 15 Minuten entfernt) entdeckt, die wir für zwei Nächte (pro Nacht CHF 35 pro Zimmer) gebucht haben. Das Rainforest Inn bietet sieben Bambushütten an, die jeweils für bis zu 10 Personen Platz bieten. Den Eigentümern ist es wichtig, den Gästen die bestmöglichste Privatsphäre zu bieten. Deshalb teilen Sie jeder Buchung eine separate Bambushütte zu. Somit durften wir uns während zwei Tagen in unserer eigenen Bambushütte zu Hause fühlen. Wir waren begeistert von der Unterkunft, von dem herzlichen Empfang der Besitzer und der gepflegten Gartenanlage. Wir haben die Übernachtung inmitten der Natur sehr genossen und empfehlen die Unterkunft gerne weiter. Ringlet selber ist eine kleine einfache Stadt (ein paar einfache Restaurants und eine Tankstelle), nicht sehr touristisch, wohingegen die Nachbarstadt Tanah Rata über grosse Hotelkomplexe verfügt. Inmitten dieser schönen Landschaft sind die grauen Gebäude kein schöner Anblick. Dies war mitunter der Grund weshalb wir uns für einen Aufenthalt in Ringlet entschieden haben.  

 

 

Die Cameron Highlands sind bekannt für ihre tiefgrünen Teeplantagen. Obwohl wir die Teeplantagen auch ganz einfach mit dem Auto hätten besichtigen können, haben wir uns erstmals für eine geführte Tagestour entschieden. Und wir wurden nicht enttäuscht. Der Preis für die Tour lag bei 98 Ringgit pro Person exkl. Mittagessen, dies entspricht rund CHF 25. Mit Guide Roger haben wir die Tagestour mit einer 2.5-stündigen Wanderung begonnen. Ziel des kurzen Trekkings waren die Giant Flowers, die entsprechend dem Namen wirklich riesig sind. Obwohl wir zu Beginn noch Witze darüber gerissen haben ob die Pflanzen absichtlich in den Cameron Highlands zur Anlockung von Touristen angepflanzt werden, hat uns Guide Roger davon überzeugen können, dass die Pflanzen dort effektiv von Natur aus wachsen. Wir durften zwei Giant Flowers mit ungefähr einem Meter Durchmesser betrachten, die gerade in voller Blüte waren. Die Blume verblüht bereits nach 8 Tagen. Obwohl man diverse Giant Flowers am Heranblüten beobachten kann, weiss man nie wann die Blumen die Blüten öffnen werden. Somit variiert die Dauer des Trekkings, je nachdem wie weit weg sich die blütende Giant Flower befindet.

 

 

Die Tour beinhaltete auch den Besuch von Einheimischen und das Ausprobieren von traditionellen Jagdmethoden (sehr touristisch, aber hat Spass gemacht:-)). Das Knacken und Knarren des Jeep Motors liess uns bereits am Vormittag erahnen, was uns gegen Mittag erwarten sollte: Während dem Ausflug fiel der Motor des Jeeps unseres Guides Roger aus und wir mussten bergaufwärts mitten auf der Autobahn (worauf viele Einheimische mit gefühlt unbegrenzter Geschwindigkeit rasen) ohne Netzempfang auf Hilfe warten. Das war die pure malaysische Lebenserfahrung par Excellence:-)! Nachdem Roger nach einer Weile die Motorhaube öffnete, selber Hand anlegte und es dann auch tatsächlich schaffte den Motor wieder zum Laufen zu bringen, war allen klar, dass dieser Ausfall wahrscheinlich nicht der Erste und auch nicht der Letzte war.

 

Am Nachmittag war es endlich soweit und der Besuch der berühmten Teeplantagen in den Cameron Highlands war auf dem Programm. Ich hatte die Befürchtung, dass uns die Teeplantagen ein wenig enttäuschen werden und die ganze Landschaft in den Medien künstlich gepusht wurde. Pascal und ich waren jedoch beide begeistert von der Landschaft, der tiefgrünen Farbe und der Weite der Teeplantagen. Roger fuhr uns ein wenig tiefer in das mit Teeplantagen gefüllte Tal und liess uns inmitten der grünen Plantagen wandern. Wir müssen beide zugeben, dass der Blick in die grüne Landschaft jegliche Alltagssorgen und Stress vergessen lässt und der Seele gut tut. Spätestens seither ist Pascal vollständig in unserer 6-monatigen Auszeit angekommen:-)

 

 

Als letzter Programmpunkt stand der Mossy Forrest an, ein Wald der uns beide ganz zu unserer Überraschung stark beeindruckte. Wir haben uns im Vorfeld nicht darüber informiert, um was für einen Wald es sich handelt. Weiter hinten im „Tal“ der Teeplantagen nimmt die Strasse eine leichte Steigung an und man stellt fest, dass sich die Vegetation langsam verändert. Am Strassenrand entdecken wir winzige Orchideen und Wurzeln die mit Moos bedeckt sind. Nach einer Weile verschwindet die Strasse vor uns in einem dichten, feuchten Nebelfeld. Zuoberst auf dem „Gipfel“ erwartet uns ein rund 1 Kilometer langer Holzsteg, welcher mitten über die mit Moos und Flechten bedeckten Bäume führte. Wir hatten Glück, es waren keine anderen Touristen dort! Der Anblick erinnerte uns an eine Landschaft aus einem Märchen oder an den verbotenen Wald aus Harry Potter. Der Weg wurde von den Malaysischen Behörden errichtet, da die zunehmende Anzahl an Touristen die Bäume und Wurzeln zu beschädigen drohten.

Roger wollte den Motorausfall vom Mittag wieder gutmachen und zeigte uns zusätzlich einen abgelegenen Wanderweg inmitten des Mossy Forrests. Er liess uns für eine Weile alleine einen „ehemaligen“ Wanderweg durchqueren. Unsere Gruppe bestand aus drei Engländerinnen, einem Deutschen und uns beiden. Nach ein paar Metern haben wir alle festgestellt, dass der dichte moosbedeckte Wald praktisch alle Geräusche schluckte und der Nebel die Sicht stark einschränkte. Dies hatte einen schaurigen Effekt zur Folge und wir blieben eng zusammen:-). Es war für alle ein tolles Erlebnis!

 

 

Die Cameron Highlands sind auf jeden Fall eine Reise wert und die wunderschöne Landschaft wird uns noch lange in Erinnerung bleiben!