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Hervey Bay - das Tor zur grössten Sandinsel der Welt

 

Unsere Weiterfahrt von Rainbow Beach nach Hervey Bay dauert rund 1.5 Stunden. Nach einer halben Stunde erreichen wir Maryborough, eine interessante Kleinstadt. Beim Durchfahren fallen uns die Gebäude im Kolonialstil auf. Zudem überrascht uns, dass Mary Poppins im Zentrum der Stadt thematisiert wird. Wir entscheiden uns eine Pause einzulegen und die Stadt zu Fuss zu erkunden. Neben Statuen sind auch die Ampeln entsprechend dem Thema Mary Poppins  gestaltet worden. Und der schön gepflegte Queens Park sieht aus wie die Kopie eines der wundersamen Mary Poppins Traumwelten. An einem Infostand erfahren wir, dass der Autor der berühmten Geschichte in Maryborough geboren wurde. Diese Verbindung wird sogar jährlich mit einem Mary Poppins Festival zelebriert.

 

Schliesslich erreichen wir Hervey Bay. Die Stadt ist berühmt für ihre Walbeobachtungstouren und ist Ausgangspunkt für die Fraser Island Ausflüge. Über 50‘000 Menschen leben in Hervey Bay, dies ist vergleichbar mit den Einwohnern der beiden Bezirke Brig und Visp zusammen. Wir erwarten entsprechend eine grössere Stadt mit einem lebhaften Zentrum. Wieder einmal fällt die Stadt jedoch kleiner aus als erwartet. Wir sind immer überrascht, wie klein die effektiv sind. Hervey Bay verfügt zwar über eine Industriezone und ein grösseres Einkaufszentrum. Aber das Zentrum fällt im Vergleich zu unseren relativ klein aus. Nichtsdestotrotz hatten wir eine gute Zeit in Hervey Bay.

Wir lassen den Abend mit einem Spaziergang an der Charlton Esplanade ausklingen. Die Strandpromenade erstreckt sich über mehrere Kilometer und endet bei dem 1.1 Kilometer langen Hervey Pier. Entlang der Esplanade finden wir ein paar Restaurants. Während den 3 Tagen, die wir in Hervey Bay verbringen, entdecken wir verschiedene sehr gute Restaurants. Die folgenden beiden Restaurants empfehlen wir gerne weiter:

- Restaurant „Tres Salsas“: Wir haben das Restaurant am Dienstag an der Tacos Night besucht, an dem den Gästen ein Taco für 5 AUD (CHF 3.50) serviert wird. Fajitas sind zwar nicht auf der Speisekarte, aber die Tacos waren sehr lecker. Bislang haben wir in Australien noch kein mexikanisches Restaurant gefunden, welches Fajita auf der Speisekarte aufgeführt hat. Vielleicht klärt uns während der Reise noch jemand darüber auf, was der Grund dafür ist. 

- Thao’s Vietnamese Café: Frisch gekochte vietnamesische Gerichte. Mit viel frischem Gemüse. Sehr lecker, günstige Preise und freundliche Besitzer.

 

Am nächsten Tag freuen wir uns auf unsere erste Walbeobachtungstour. Wir sind gespannt, ob wir überhaupt Wale zu Gesicht kriegen. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Die Whale Watch Tour mit Spirit of Hervey Bay war unvergesslich. Gesamthaft begegneten wir mehr als 10 Walen, darunter auch einer Walfamilie mit Kalb. Es sind neugierige Tiere, die meistens sehr nahe an unser Schiff schwimmen um uns von der Nähe zu begutachten. Nachdem sie uns ausreichend „abgecheckt“ haben, liessen die Wale von uns ab und führten in Ruhe ihre Reise fort.   

Das Ticket kostete 100 AUD pro Person, dies entspricht 70 Schweizer Franken. Gesamthaft 5 Stunden dauerte die Tour. Tee & Kuchen waren als Verpflegung inklusive. Da das Wetter stürmisch und das Meer folglich ein wenig wilder war, wurde das Schiff ab und zu kräftig von den Wellen hin und her bewegt. Dies bekam man vor allem dann zu spüren, als das Schiff für die Walbeobachtung mehrere Minuten lang an der gleichen Stelle hielt. Die Crew musste sich um einige Touristen kümmern, denen richtig übel wurde. Am besten packt man sich ein paar Reisepillen mit ein, um sicher zu gehen. Glücklicherweise waren wir nicht von der Reiseübelkeit betroffen und konnten die Tour richtig geniessen.

 

In Hervey Bay haben wir die Gelegenheit genutzt, zum ersten Mal unser Können bei einer Golf Range auszuprobieren. Die Golf Range haben wir zufällig bei der Anreise entdeckt. Für 14 AUD kriegen wir 100 Golfbälle in die Hand gedrückt, die Golfschläger sind inklusive. Auf dem Feld befindet sich ein Auto, das als Zielscheibe dient. Und es stellte sich heraus, dass Pascal (zumindest im Vergleich zu mir :-)) ein gewisses Talent fürs Abschlagen hat. Wir hatten unseren Spass. Auch wenn wir Blasen an unseren Händen davontrugen… Das bestätigte uns wieder einmal, dass die spontanen Ideen meistens ganz gut sind.

 

Was in Hervey Bay natürlich nicht fehlen darf ist eine Fraser Island Tour. Die grösste Sandinsel der Welt ist Teil des Great Sandy National Parks (siehe auch „Great Sandy National Park – ein unvergessliches Naturerlebnis“) und seit 1992 Unesco Weltkulturerbe. Am nächsten Morgen machen wir uns um 07.00 Uhr auf den Weg zum Treffpunkt. Auf dem Weg dorthin begegnet uns (endlich!) das erste Känguru! Wir wurden von den AirBnB Hosts im Vorfeld gewarnt, dass um diese Zeit die Kängurus sehr aktiv sind. Sie hüpfen oft aus dem Nichts auftauchend über die Strasse. Und deren Kinder erklärten uns am Vorabend, dass ihr Schulbus gerade ein Känguru überfahren hatte. Nichts Aussergewöhnliches im Leben eines Australiers. Wir lassen uns erklären, dass man die überfahrenen Tiere keiner Behörde melden müsse. Es reicht aus, wenn sie die Tiere packen und ins Gebüsch werfen. Das hätten wir zugegebenermassen nicht erwartet, läuft dies doch in der Schweiz ein wenig anders ab. Der Vergleich ist jedoch nicht ganz fair, da bei uns weniger Wildtiere umherhüpfen als in Australien... Damit wir also kein Tier überfahren und per Hand ins Gebüsch werfen müssen, passen wir früh morgens unser Tempo entsprechend an. Was für die Einwohner eher lästig ist, ist für uns aber ein schönes Erlebnis:-). 

Trotz der eher durchschnittlichen Bewertungen auf Tripadvisor und Google, blieb uns aufgrund der kurzfristigen Buchung nichts anderes übrig als die Tour bei Fraser Dingo Tour zu reservieren. Wir entschieden uns für eine Zweitagestour mit 4WD-Fahrzeugen, die wir selber fahren dürfen. Rund der Hälfte aller Teilnehmer wird erlaubt selber zu fahren, die anderen nehmen als Mitfahrer teil. Dies wird nach dem Prinzip „first come first serve“ zugeteilt. Pascal und ich melden uns beide rechtzeitig als Fahrer an und freuen uns auf die etwas andere Fahrerfahrung. Somit beginnt die Tour mit einer kurzen Einführung zum 4-Wheel Drive Fahren inklusive Tipps und gewissen Regeln. Bevor wir uns mit den gesamthaft 4 Jeeps auf den Weg in Richtung Fähre machen, darf sich jeder Fahrer auf den asphaltierten Strassen kurz mit dem Jeep vertraut machen. Für mich ist es das erste Mal, dass ich auf der linken Fahrseite ein Auto lenke. Aber da der Jeep automisch geschaltet wird, ist dies kein Problem. Das Gas- und Bremspedal ist glücklicherweise genau gleich wie bei uns ausgerichtet.

 

Die Fähre bringt uns innerhalb einer Stunde sicher auf die Fraser Insel. Bevor wir die Insel zu unserer Unterkunft im Happy Valley durchqueren, gibt uns unser Guide einen kurzen Überblick über die Tierwelt. Da wären erstens die weltbekannten Dingos. Obwohl der australische Wildhund äusserlich schnell mit einem Hund verwechselt werden kann, richtet ein Dingo Biss weit grössere Schäden an als der eines Hundes. Vor allem Kinder dürfen nicht ausser Acht gelassen werden, ein Biss kann fatale Folgen haben. Wir dürfen in einigen Gebieten nicht alleine laufen, sondern sollen uns in Gruppen von mindestens zwei Personen bewegen. Falls wir einem Dingo begegnen, gilt die Regel ihm nicht den Rücken zuzukehren. Nicht zuletzt ist Fraser Island die Heimat von 19 verschiedenen Schlangenarten. 14 davon zählen zu den giftigen Sorten. Obwohl sicherlich jeder weiss, dass in Australien die giftigsten Tiere leben. Vor Ort ist es real und man schluckt kurz leer. Ich habe mir in Australien ein paar neue Angewohnheiten antrainiert: Bevor man die Toilette betritt, scannt man den Ort auf potentiell gefährliche Tiere durch. Bevor man sich auf die Toilette sitzt, wirft man einen kritischen Blick in die Schüssel. Dies gehört aber zum richtigen Australien Erlebnis dazu :-).

Schliesslich steigen wieder alle in die 4 Jeeps ein und los geht die 4WD-Fahrt. Im ersten Jeep fährt der Guide, der uns mit einem Funkgerät entsprechende Anweisungen durchgibt. In jedem Jeep sitzen 7 Personen, es ist also entsprechend eng und kuschelig in den Autos. Pascal und ich sitzen zusammen mit zwei Engländerinnen, zwei Spaniern und einer Französin im vierten Jeep. Entgegen unserer Erwartung handelt es sich schon bei der ersten Strecke auf Fraser Island um eine richtige Off-Road Strecke. Unser Guide drückt trotzdem aufs Gas, so dass unser erster „Driver“ Mühe hat dem Tempo zu folgen. Es folgt eine lustige und holprige Fahrt. Zwei Personen sitzen immer im hintersten, engen Abteil. Wir merken schnell, dass die Hintersten je nach Bodenwelle fast die Autodecke mit ihren Köpfen berühren. Spätestens als die Engländerinnen ihren Musik-Lautsprecher auspacken, ist die Stimmung perfekt.

 

Nachdem wir es uns kurz in der Unterkunft (soweit möglich) gemütlich gemacht haben, war unser erster Stopp der Frischwasser Bach Eli Creek. Uns wurden „Tubes“ in die Hand gedrückt, mit denen wir den flachen Creek runterschwimmen konnten. Es war unser erstes Badeerlebnis in Australien, da es endlich warm genug war. Und es war toll! Wenige Kilometer daneben besichtigen wir das Schiffswrack der S.S. Maheno, welches seit 1935 am Strand liegt. Das Schiff, welches ursprünglich ein Luxusliner war und unter anderem als Krankenhausschiff im 1. Weltkrieg diente, strandete nach einem Zyklon an der Ostküste der Insel.  

 

Pascal und ich wollten die Abgeschiedenheit auf der Insel ausnutzen, um den Sternenhimmel ohne jegliche Lichtverschmutzung zu geniessen. Dazu machten wir uns am späteren Abend auf in Richtung Strand. Unser Guide gibt uns dazu einen Dingo Stock mit auf den Weg, da sich am Strand normalerweise Dingo aufhalten. Zudem sollen wir ab Einbruch der Dunkelheit aufpassen wo wir hintreten. Die Schlangen sind nachtaktiv. Obwohl wir weder auf einen Dingo noch auf eine Schlange treffen, beschliessen wir nach ein paar Minuten wieder zu unserer Unterkunft zurück zu kehren. Sicher ist sicher.

Beim Frühstück am nächsten Morgen beginnen wir unseren Tourguide zu necken, da bislang niemand von uns ein Dingo angetroffen hat. Auch nicht, als wir um 06:05 den Sonnenaufgang (leider teilweise hinter Wolken) am Strand genossen. Was soll die Angstmacherei? Vielleicht ist der Dingo nur ein Mythos? Als dann auch noch die jüngsten Tour Teilnehmer (verspätet :-)) ihren Platz am Frühstückstisch einnehmen, werden wir des anderen belehrt. Ein deutscher Tour Teilnehmer erzählt, dass er letzte Nacht tatsächlich von zwei Dingos gejagt wurde und nochmals mit dem Schrecken davon kam.

Morgens um 07:15 fahren wir los. Ich bin an der Reihe und bin zugegebenermassen ein wenig aufgeregt. Aber alles klappt wie geschmiert. Das Off-Road fahren durch den lockeren Sand, über Steine und Wurzeln macht auch mir Spass. Am zweiten Tag besuchten wir drei Seen, darunter der berühmte Lake McKenzie. Und dieses Naturerlebnis ist unvergesslich. Der flache, tiefblaue See mit dem weissen Sandstrand ist atemberaubend schön. Der See besteht einzig und allein aus Regenwasser. Durch die undurchlässige Schicht aus Sand und der organischen Substanz am Boden des Sees wird das Abfliessen des Regenwassers verhindert. Wir lernen, dass der Sand reine Kieselsäure ist und sich deshalb so weich anfühlt. Wir sind beide fasziniert und geniessen den Blick auf dieses Naturwunder. 

 

Wir durften einen unvergesslichen Ausflug auf die Fraser Island erleben. Obwohl wir nur einen Teil der Insel besichtigt haben, sind wir bereits begeistert. Unter anderem haben wir die bekannten Champagne Pools nicht gesehen. Es gäbe also noch viel zu entdecken.

Danke Carmen für den tollen Tipp :-)

Gruppenfoto beim Lake Birrabeen
Gruppenfoto beim Lake Birrabeen

Eine Übersicht unseres Roadtrips findest du unter: unser Roadtrip in Australien - eine Übersicht