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Cairns - das Tor zum tropischen Norden

 

Von Townsville aus erreichen wir nach einer vierstündigen Autofahrt Cairns. Die letzte grössere Stadt im Norden von Queensland. Und wir sind gespannt, was uns erwartet. Auf unserer bisherigen Reise haben uns ein paar Australier gewarnt, dass Cairns an sich nicht viel Sehenswertes biete. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir uns besser unsere eigene Meinung bilden. Oftmals haben wir gegenteilige Erfahrungen gemacht… :-).

 

Wir beziehen eine ältere, aber gemütliche Airbnb-Wohnung ausserhalb des Stadtzentrums. Die Wohnung ist zwar nicht sehr komfortabel, dafür stimmt der Preis. Wir bezahlen umgerechnet 35 CHF pro Nacht. Waschmaschine und Trockner sind vorhanden. Zudem ist der Vermieter ein netter älterer Herr, der uns herzlich willkommen heisst.

 

Endlich zeigt das Thermometer 30 Grad Celsius an. Wir haben richtig Lust im Great Barrier Reef zu tauchen und besuchen daher als nächstes ein Touristen Infocenter in Cairns. Es gibt unzählige Tourenanbieter, weshalb wir uns beraten lassen. Die freundliche Center Angestellte empfiehlt uns eine Tagestour mit dem Schiff „Dreamtime“. Dieser Touroperater bietet Schnorchel- und Tauchgänge an. Genau was wir gesucht haben. Der Preis für eine Tagestour mit zwei Tauchgängen beläuft sich auf 280 AUD (resp. 196 CHF). Da wir ein Last-Minute Angebot buchen, kriegen wir zudem einen kleinen Rabatt. Gesamthaft bezahlen wir 515 AUD (resp. 360 CHF), darin enthalten ist ein zusätzlicher Tauchgang für Pascal. Am nächsten Tag um 08:00 geht es also los!

 

Bis dahin haben wir genügend Zeit, an der langen Strandpromenade von Cairns entlang zu laufen und uns ein eigenes Bild von Cairns zu machen. Die Einheimischen treffen sich am Strand zum Volleyball spielen, Skaten und Grillieren. Wir geniessen die friedliche Abendstimmung. Bei uns hinterlässt Cairns einen tollen Eindruck. Auf der einen Seite liegt Cairns am Great Barrier Reef, auf der Anderen befindet sich ein riesiger tropischer Wald im Hinterland. Das Stadtzentrum von Cairns ist sehr gepflegt und lädt zum Verweilen ein. Zudem hat die Stadt mit rund 130‘000 Einwohnern auch ein lebhaftes Nachtleben mit verschiedenen Pubs und verfügt über ein paar tolle Restaurants. Zwei Restaurants haben uns dabei besonders gefallen:

- Cairns Burger Café: das Restaurant serviert eine kleine Auswahl feiner Burger & Salate. Ist sehr gut besucht, deshalb wird eine Reservierung empfohlen.

- Mai Sai Pak Chee: Das Restaurant bietet thailändische Speisen an. Das Essen war sehr lecker und eine gute Abwechslung zu der australischen Küche. 

 

Ausserdem haben wir erstmals in Cairns erfahren, dass in Australien die Krokodile nicht nur in Flüssen anzutreffen sind. Entgegen unserer Erwartung halten diese sich ab und zu auch im offenen Meer an Küstennähe auf. Die Warnschilder am Strand weisen unweigerlich auf die Gefahr hin. Amüsant sind zudem auch die Schilder, die nachträglich noch angebracht wurden: „Die Warnsignale sind ernst zu nehmen und dienen nicht nur als Fotomotiv für Touristen“. Zugegeben, es ist trotzdem ein tolles Fotomotiv.  

 

Schliesslich machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Hafen. Wir freuen uns, endlich das Great Barrier Reef erleben zu dürfen. Neben uns sind noch 15 andere Touristen auf dem Schiff „Dreamtime“, das Schiff ist also halbleer. Mit dem Tauchlehrer sind wir gesamthaft nur 4 Personen, die gemeinsam tauchen werden. Wir freuen uns somit auf den bevorstehenden, praktisch halbprivaten Ausflug. Bereits kurz nach dem Start verlangsamt das Schiff das Tempo. Verwundert über den ungeplanten Stopp machen sich alle Gäste auf das Deck. Schnell verstehen wir den Grund der Bremsung. Gleich vor unserem Boot springen zwei junge Wale um die Wette. Schon wieder durften wir die unglaubliche Tierwelt Australiens erleben. Ein unvergessliches, wunderschönes Erlebnis!

 

Der Kapitän warnt vor der Weiterfahrt noch kurz alle Passagiere, dass wir uns auf einen mittleren Wellengang gefasst machen sollen. Für die mit schwachem Magen gibt er den Tipp, sich einen Platz an der frischen Luft zu suchen. Dann geht die rund 2-stündige Schifffahrt in Richtung Great Barrier Reef weiter. Nach ein paar Minuten beobachten wir eine Asiatin, die zu unserer Verwunderung bereits eine Kotztüte verwendet hat. Später erfahren wir, dass sie den Kater von letzter Nacht verarbeiten muss… Und die Arme wird den ganzen Tag lang leiden.

Zweimal dürfen wir im Great Barrier Reef tauchen. Die Korallenriffe sind wunderschön und voller Fische. Unter anderem Schmetterling-Fische, Piratfishs und Rochen. Wir begegnen bei einem Tauchgang sogar einem Black Reef Shark. Zugegebenermassen eine spezielle Begegnung. Der Hai schwimmt in aller Ruhe neben uns vorbei. Es macht den Anschein, als dass er uns nicht einmal registriert hat. Um wirklich sicher zu gehen, lassen Pascal und ich den Hai nicht aus den Augen. Wir beobachten ihn beim Vorbeischwimmen und wie er in aller Ruhe weiterschwimmt. Wir stellen glücklicherweise fest, dass er uns effektiv nicht von hinten attackiert.

 

Beim zweiten Tauchgang tauchen wir erstmals durch höhlenartige Formationen. Da schlägt einem als Taucher-Neuling doch der Puls ein wenig höher. Bei den beiden ausgewählten Tauchorten konnten wir zwar ein paar verblichene Korallen sehen, aber grösstenteils waren die Korallen noch intakt und schön farbig. Ein wunderschönes Naturerlebnis und für uns das bislang schönste Korallenriff. Ein Schnorchel- oder Tauchausflug im Great Barrier Reef ist unserer Meinung nicht wegzudenken bei einer Reise durch Queensland!

 

Zurück in Cairns besuchen wir am nächsten Tag einen Australien Football Match (AFL). Die Hawks spielen gegen die Cuttlers. Die Stimmung ist ausgelassen und die Zuschauerplätze gut besetzt. Wir versuchen die Spielregeln zu verstehen. Ein Australier erklärt uns, dass dies ein kompliziertes Spiel mit unzähligen Regeln und schwierig zu verstehen sei. Es wird mit viel Körpereinsatz und mit ziemlicher Härte gespielt. Für uns ist das Spiel auf dem oval-förmigen Feld daher trotzdem spannend.

Am nächsten Tag entscheiden wir uns Cairns zu verlassen und Richtung Port Douglas zu fahren. Auf dem Weg dahin legen wir einen Zwischenstopp in Kuranda ein (nur eine halbe Stunde Autofahrt von Cairns entfernt). Kuranda ist ein malerisches Bergdorf, umgeben von Regenwald. Der Ort ist zudem bekannt für den Scenic Railway, also ein nostalgischer Zug, der von Cairns hierhin fährt. Man merkt schnell, dass das Dorf auf Touristen vorbereitet ist. An den Strassen reihen sich kleine Souvenirshops und Restaurants aneinander. Aber die Stimmung im Dorf ist weiterhin friedlich und ruhig. Wir finden zudem gleich ein Touristen Informationscenter, bei dem wir eine Karte von Kuranda erhalten. In nur 5 Fahrminuten erreichen wir den Parkplatz für den Aussichtspunkt über die Barron Falls. Ein kurzer Weg über einen schön ausgebauten Holzsteg führt zum The Edge Lookout. Der Blick über den riesigen Wasserfall ist beeindruckend. Trotz Trockenzeit sind die Barron Falls imposant und effektiv einen Besuch wert. Wir fahren anschliessend ein paar Minuten weiter zu einem zweiten Aussichtspunkt, bei dem der Blick bis nach Cairns reicht. Hier entdecken wir einen Wanderweg, der zum Surprise Creek führt. Wir beschliessen spontan die kurze Wanderung von 3.5 Kilometer in Angriff zu nehmen. Obwohl wir für die „kurze“ Wanderung eine knappe Stunde unterwegs waren und der Weg unerwartet steil war, hat sich die Anstrengung gelohnt. Der Surprise Creek ist, wie der Name richtig erahnen lässt, überraschend schön. Wir hatten den Weg für uns alleine, trafen keine anderen Touristen an und konnten den Anblick in Ruhe geniessen. Es lohnt sich immer wieder ein wenig abseits der Touristenpfade zu laufen.

 

Nachdem wir das Mittagessen in einem deutschen „Wurst-Restaurant“ (:-)) gegessen haben, fahren wir eine Stunde weiter nach Port Douglas. Die Stadt wurde uns bereits auf den Cook Inseln von Australiern empfohlen. Nicht nur wegen seiner pulsierenden Pub- und Restaurantstrasse, sondern auch aufgrund seiner Nähe zum Great Barrier Reef und dem tropischen Regenwald. Wir beschliessen Port Douglas entlang dem Four Mile Beach Cliff Walk zu entdecken. Wie der Name schon sagt beginnt der Weg beim Four Mile Beach und führt der Küste entlang zum Hafen. Schliesslich erreichen wir die Wharf Street und die Macrossan Street, dem oben genannten Pub- und Restaurantviertel.

 

In Port Douglas verbringen wir die Nacht auf einem Campingplatz und übernachten erstmals im Kofferraum unseres Autos. Die Campingausrüstung haben wir im Kmart für gesamthaft 96 AUD (resp. 70 CHF) zusammengekauft. Diese setzt sich folgendermassen zusammen: Eine 1.20m breite und aufblasbare Matratze, zwei dickere Decken, zwei Kissen, wiederverwendbares Besteck sowie Teller, Autoscheiben-Abdeckungen (für unsere Privatsphäre), zwei Taschenlampen und zwei Campingstühle. Wir sind gespannt, wie gut wir schlafen werden. Unser Fazit: Der Kofferraum unseres SUVs ist genügend gross um darin zu schlafen. Nichtsdestotrotz ist es im Vergleich zu einem normalen Bett relativ eng. Für uns ist das Übernachten im Kofferraum zur Abwechslung für eine Nacht in Ordnung.

Port Douglas ist idealer Ausgangspunkt um dem Daintree Nationalpark einen Besuch abzustatten. Nach nur einer Viertelstunde Autofahrt erreichen wir das Informationszentrum von Mossman Gorge. Hier bezahlen wir 11 AUD pro Person (rund 7 CHF) für den Bus, der uns zum Mossman Gorge transportiert. Wir beobachten ein paar Touristen, die sich gegen den Bus entscheiden und die rund 2.5 Kilometer zu Fuss hinlegen. Ist unserer Meinung nach ohne Problem machbar. Der Weg führt entlang der Strasse zum Mossman Gorge und man kann sich nicht verlaufen. Der Gorge liegt am Rande des Daintree National Parks. Der Daintree National Park ist Heimat eines zum Weltnaturerbe gehörenden Regenwald. Dessen Alter wird auf unvorstellbare 136 Millionen Jahre geschätzt. Entsprechend sind wir gespannt, was uns nach der Busfahrt erwartet. Beim Mossman Gorge stehen ein Rundweg mit einer Länge von 3 Kilometern (Circuit Walk) und ein breit ausgebauter Holzsteg-Weg von 700 Metern zur Auswahl. Wir laufen beide Wege und benötigen dafür ungefähr 1.5 Stunden. Obwohl der kurze Holzsteg-Weg stark besucht ist, treffen wir beim Rundweg nur noch wenige Touristen an. Im Regenwald lauschen wir dem unterschiedlichen Gezwitscher verschiedener Vogelarten und betrachten die riesigen Bäume. Der Weg führt durch eine wunderschöne Regenwaldlandschaft und vorbei an kleinen Bächen. Eine Natur wie aus einem Märchen. 

Die Mittagspause verbrigen wir im Daintree Village. Anschliessend nehmen wir an einer Bruce Becher’s Cro Cruise teil, einer sogenannten Krokodil Bootfahrt. Der Preis für die Tour beläuft sich auf 18 AUD pro Person. Die Tickets haben wir auf bookme.com.au online gekauft und dafür einen Rabatt von 40% erhalten. Es war eine lustige Tour auf dem Daintree River. Wir teilten das Boot mit ein paar anderen Touristen und einem Hund. Der Guide war gut gelaunt und wusste ziemlich genau, wo sich die Lieblingsplätze der Krokodile befinden. Und tatsächlich. Wir bekamen vier Krokodile zu Gesicht, welche sich am Flussufer von der Sonne wärmen liessen. Spätestens nach dieser Bootstour wird jedem Australien Besucher bewusst, dass diese uralten Reptilien tatsächlich in Australien leben. Und es gibt ziemlich viele von denen. Wir werden auf unserer weiteren Reise nach Darwin noch viele Krokodile antreffen. Von einer spontanen Abkühlung in einem Gewässer im Norden Australiens wird einem stark abgeraten. 

 

Die Nacht verbringen wir anschliessend in einem tollen Bed & Breakfast in Palm Cove. Ein weiterer Ort, der uns von Australiern auf den Cook Inseln empfohlen wurde. Es ist ein typischer Ferienort mit schicken Hotels und Restaurants. Der Strand ist naturbelassen und wunderschön. Und die Besitzer des B&B sind sehr freundlich, laden uns auch spontan zu einem BBQ mit Kollegen ein. Um Palm Cove zu besuchen reicht unserer Meinung nach ein halber Tag jedoch völlig aus.

Im Nachhinein hätten wir gerne noch Cape Tribulation sowie weitere Wanderwege im Daintree Nationalpark besucht. Der Ort befindet sich zwei Stunden Autofahrt von Port Douglas entfernt, auf der anderen Seite des Daintree Rivers und ist per Fähre erreichbar. Wir haben uns jedoch anders entschieden, da wir die Distanz nach Darwin nicht unterschätzten wollten. Damit wir sicher genügend Zeit zur Verfügung haben, haben wir schliesslich die Weiterreise nach Darwin angetreten.